Stilgeschichte ~ 1900-1910 Jugendstil
Wohnung, Beleuchtung, Tapeten & Kamine
Wohnen im 20. Jahrhundert
Für diejenigen, die es sich leisten können, wird das Wohnen immer komfortabler. Der Durchbruch der Elektrizität spielt eine große Rolle und beeinflusst die Gestaltung der Wohnungen. Ab der Mitte des Jahrzehnts werden auch WC mit Wasser installiert und Zentralheizungen mit wasserführender Wärme in Radiatoren werden immer beliebter. Um die Zeit um die Jahrhundertwende 1900 sind die Unterschiede zwischen den Wohnungen sehr groß. Zum Beispiel konnten die aufwändigsten Wohnungen bis zu zehn Zimmer haben, während eine Arbeiterwohnung in der Regel ein Zimmer mit einem Kamin hat. Hier wohnt die Familie oft auch mit Untermietern, um das Einkommen aufzubessern. Eine bürgerliche Wohnung verfügt über eine große Diele, von der aus alle Zimmer erreicht werden können. Die Küche ist zum Hof hin orientiert und hat oft einen eigenen Zugang zum Treppenhaus. Auch in der Villa hat die Küche einen eigenen Eingang vom Garten aus. Vor der Küche befindet sich in der Regel ein Speisebereich mit Wandregalen für feines Porzellan. Hier wird das Tischdecken und Abräumen bei Abendessen erledigt. In den meisten Wohnungen fehlt oft eine Toilette, aber der Wäscheschrank wird oft in ein kleines Badezimmer umgebaut. In den Villen wird die Hygiene in der Regel in einer Badewanne im Waschkeller gepflegt, während das Trockenklosett auf dem Grundstück steht. Die größeren Villen werden mit einem Trockenklosett im Haus und einem Toilettenraum zum Waschen daneben gebaut. Das große Interesse an Formen des Jahrzehnts beeinflusst nicht nur die Fassaden, sondern prägt auch die Innenräume bis ins kleinste Detail. Das gesamte Haus wird als durchdachtes Ganzes behandelt. Nun hat man genug von der dunklen Einrichtung des späten 19. Jahrhunderts und sehnt sich nach hellen und fröhlichen Farben, ausgehend von neuen Gesundheitstrends. Die Wohnungen erhalten luftige und helle Räume dank der Erker, hohen Fenstern in Gruppen und hellerer Farbgebung. Breite Schiebetüren öffnen sich zwischen Wohn- und Esszimmer, und die Holzarbeiten werden in hellen farbigen Tönen inspiriert von der Bauerntradition gestrichen. Die Tapeten erhalten helle Dekore im Jugendstil und an der Decke befindet sich eine sanft geformte Hohlkehle, entweder aus Putz oder Holz. In den Wohnzimmern wird hauptsächlich Parkett verlegt, während andere Böden aus Brettern mit Linoleum darauf gelegt werden. Die Kachelöfen sind in der Regel glatt und einfarbig, können aber auch eine bemalte Dekoration haben.
In der Innenarchitektur wird der Jugendstil noch beliebter als in der Architektur. Eine Vorläuferin ist Karin Larssons romantischer Einrichtungsstil, der sowohl inspiriert als auch allmählich Fuß fasst. Die helle Einrichtung fehlt völlig an dunklen Vorhängen, Tapeten und Farben. In der bewussten Jugendstilwohnung werden die Zimmer mit Eichenmöbeln eingerichtet, die sich durch geschwungene Linien und geschnitzte Verzierungen auszeichnen, gerne mit Obstmotiven wie Apfel oder Birne. Die Beleuchtung wird mit Messingkronen gestaltet. Die neuen hellen Tapeten, Porzellan- und Glaserzeugnisse mit Pflanzenornamenten werden in Massenproduktion hergestellt. Carl Larsson und Anders Zorn sind beliebte Künstler, deren Werke studiert werden können, um ein Gefühl für die Zeit zu bekommen.
Lampen & Beleuchtung - 1900-1910
Schwedische Häuser waren bis zum frühen 20. Jahrhundert weitgehend vom Tageslicht abhängig. Bei Dunkelheit wurde Licht durch Kerzen, Streichhölzer oder Öllampen erzeugt. In Stockholm hatten im Jahr 1910 nur etwa 20 % der Bevölkerung elektrische Beleuchtung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die meisten Außenlampen einfache Eisenarmaturen mit emaillierten Schirmen und Glaskuppeln. An den Toren von Mehrfamilienhäusern wurden oft Laternen aus Schmiedeeisen und Gusseisen angebracht. Villen wurden mit emaillierten Metallarmaturen und klarem oder mattem Glas aus schwarzem Eisenblech ausgestattet. In den Wohnungen aus dem Jahr 1900 konnte die feste Beleuchtung an der Decke angebracht sein, normalerweise im Esszimmer. Die Armatur bestand aus kleinen Glaskuppeln auf Messingsockeln. Das Modell der Deckenbeleuchtung variierte je nach Raum. Einfachere Räume hatten oft eine nackte handgeblasene Glühlampe in einem Halter aus Porzellan oder Messing. In der Küche wurde oft die beliebte Schusterlampe aufgehängt, während die Wohnzimmer oft die aufwendige Petroleumlampe behielten, die jedoch jetzt mit Glühlampen modernisiert wurde.
Die Innenlampen sind aus poliertem Messing gefertigt. Bevor in den 1910er Jahren Glühlampen mit Wolframfaden eingeführt wurden, waren Lampenschirme aus klarem Glas am häufigsten in Decken- und Wandlampen zu finden. Das Glas ist gemustert geschliffen, um das Licht zu brechen und in gewissem Maße Blendung zu verhindern. Das häufigste Muster ist das Karomuster, oft mit einem geschliffenen Stern am Boden des Glases. Klares Glas ohne Schliffe ist ungewöhnlich. Auch Krokodilglas, mit einer blasigen und geätzten Oberfläche, war in dieser Zeit sehr beliebt. Das opalweiße Glas ist beliebt, jedoch nur in offenen Schirmen, wenn das Licht gerichtet werden soll, wie z. B. bei dem opalweißen Schusterlampenschirm. Stehlampen waren um das Jahr 1900 ziemlich selten. Dies lag daran, dass man die Beleuchtung immer noch leicht verschieben wollte. Häufiger waren etwas größere Tischlampen, die auf Sockeln oder Sideboards platziert wurden. Stehlampen hatten große Stoffschirme mit flacher Neigung, die mit einem senkrechten Rand endeten. Die Stehlampe Edfeldt war klassisch für diese Zeit. Auch Schirme mit Fransen am unteren Rand waren üblich. Die Verkabelungen waren an sichtbaren, verdrehten Textilkabeln zu erkennen, die an Porzellanisolatoren an Decken und Wänden befestigt waren. In den ersten zehn Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Schalter, falls vorhanden, aus weißem oder schwarzem Porzellan mit einem Drehknopf zum Ein- und Ausschalten der Lampe gefertigt. Die Schalter und Steckdosen waren oberflächenmontiert und meist auf Holzplatten montiert. Sowohl Wand- als auch Deckenlampen waren um die Jahrhundertwende oft mit einer Holzplatte als Abstandshalter versehen, um Platz für die Verbindung zwischen dem Knotenleinen und der Lampe zu schaffen. Diese Platten wurden bis in die 1920er Jahre verwendet. Die Holzplatte konnte entweder dunkelbraun oder in derselben Farbe wie die Wand bemalt sein.
Tapeten - Jugendstil
Der Jugendstil in der Tapetenkunst wird äußerst populär und erlangt große Anerkennung. Lange, schmale, ununterbrochene Wellenlinien werden mit aufwärts gerichteten Pflanzenmotiven kombiniert. Dominierende Farbschemata sind oft Grün, Gelb und Ziegelrot, häufig mit einem hellen Hintergrund. An der Wanddecke wird die Tapete oft von einer Bordüre abgeschlossen. Doch wie in allen Zeitaltern gibt es auch hier mehrere parallele Strömungen, was bedeutet, dass einige Wohnungen immer noch mit traditionelleren Tapetenmustern ausgestattet sind, insbesondere beliebt sind Wandteppiche mit Musteraufdrucken. Besonders beliebt in dieser Zeit ist auch die kachelimitierende Tapete.
Eldstätten - 1900-1910
Auch in den zwischen 1900 und 1910 neu erbauten Häusern ist der Kachelofen die häufigste Wärmequelle. Gegen Ende des Jahrzehnts wurde jedoch auch Zentralheizung mit wasserführenden Radiatoren installiert. Das gebräuchlichste Kachelofenmodell ist weiß mit Mittelband und Sockel. Sie konnten geschwungene Formen haben, inspiriert von den schwedischen Kachelöfen des 18. Jahrhunderts. Wie die übrige Raumgestaltung im Jugendstil erhielten die Kachelöfen entweder bemalte Muster oder Reliefs, die aus der nordischen Pflanzenwelt stammen, wie zum Beispiel Zapfen, Eichenblätter oder Sonnenblumen. Die Kachelöfen konnten mit weißen, cremefarbenen oder türkisen Kacheln errichtet werden.