Stilgeschichte ~ 1910-1920 Nationalromantik
Architektur, Fassaden & Fenster
In den 1910er Jahren wird der zuvor vorherrschende Jugendstil allmählich von einem neuen architektonischen Stil namens Nationalromantik abgelöst. Die weichen Formen des Jugendstils, die als künstlich angesehen werden, werden nach und nach durch eine "echte und ehrliche" Architektur ersetzt, die auf älteren schwedischen Baustiltraditionen basiert. Die Nationalromantik entwickelt sich als nationalistischer Zweig des Romantizismus und ist in den meisten Ländern seit dem späten 19. Jahrhundert, insbesondere in Kunst, Literatur und Musik, verbreitet. In Europa kulminiert die zuvor unruhige Lage im Ersten Weltkrieg von 1914-1918, und die meisten europäischen Länder entwickeln ihren eigenen nationalromantischen Stil. Die Nationalromantik basiert auf einer romantischen Verherrlichung der authentischen, sicheren und bekannten heimischen Baustilkultur. In Schweden wird die eigene Heimat und die Altstadt von Stockholm, Visby und die Vasaslotten als Inspiration hervorgehoben, während gleichzeitig ältere mittelalterliche Gebäude und Details vermessen werden. Der Stil wird auch von deutschen, dänischen und englischen Vorbildern inspiriert. Beispiele aus dieser Zeit sind die Gründung von Skansen sowie das Nationalmuseum in Stockholm. Nach dem Ausbruch des Krieges ist Schweden von Arbeitslosigkeit und Mangel an Baumaterialien geprägt. Der Wohnungsbau kommt zum Erliegen und der Wohnraummangel nimmt zu. Die Gebäude, die errichtet werden, haben große Wohnungen mit hohem Standard und werden von Bauunternehmen oder Wohnungsgenossenschaften gebaut. Die Villenbebauung wird hingegen begehrt, da sie zur Bewältigung der Lebensmittelkrise durch Eigenanbau beitragen kann. Dies ist jedoch für die meisten unerreichbar. Der Bau von Villen erfolgt durch Eigenheimsbewegungen, gemeinnützige Vereine und Immobilienunternehmen. Die Häuser sind teilweise vorgefertigt und werden durch Anzeigen und Villenkataloge vermarktet.
Der Stilausdruck in den Fassaden.
Der Nationalromantik-Stil zeichnet sich durch dominante schwere, geschlossene Fassaden aus Ziegel oder Putz mit hohen steilen Ziegeldächern aus, um an die Burganlagen der Vasenzeit anzuknüpfen. Die nackten Ziegel werden maschinell hergestellt und gebrannt, um wie altes handgeschlagenes Ziegel auszusehen. Zur Verstärkung des altertümlichen Ausdrucks werden oft dekorative Ankerschlüsse an den Fassaden sichtbar platziert. Andere Dekorationen sind gemeißelte Steinfiguren, Fliesenverzierungen, Wellenbänder oder gemalte Felder in gedämpften Farben. Üblicherweise werden den Fassaden kantige Erker auf dekorativen Steinkonsolen und Balkone mit Geländern aus Naturstein oder Schmiedeeisen hinzugefügt. Die Häuser stehen auf einem Sockel aus Naturstein, der oft grob behauen ist. Die Türen sind oft auffallend klein und werden von einer kräftigen Einfassung aus behauenem Stein umgeben. Die Fenster sind klein geteilt, um mittelalterliche Techniken mit Bleiverglasung nachzuahmen. Sie werden in Weiß oder Braun gestrichen und haben unterschiedliche Größe und unregelmäßige Platzierung an den Fassaden. In den nationalromantischen Treppenhäusern gibt es fantasievolle und verspielte Motive wie Ranken, Ritter und Trolle in gedämpften Blauviolett- und Blaugrüntönen.
Fenster im Stil der 1910er Jahre.
Die mittelalterlichen Vorbilder der Nationalromantik spiegeln sich deutlich in den Fenstern wider. Um kleine, altertümliche bleiverglaste Fensteröffnungen nachzuahmen, werden die Fenster mit kleinen Sprossen versehen. Es ist das äußere Glas, das mit einem S-förmigen Profil versehen ist. Trotz der dichten Sprossen lassen die Fenster aufgrund der schlanken Schreinerarbeiten an Pfosten, Rahmen und Bogen viel Licht herein. Das Fenster ist mit zwei oder drei Flügeln mit geradem Oberlicht und innenliegenden und gekoppelten Bögen gestaltet. Das Villa-Fenster ist oft nach außen öffnend. Die Fenster werden mit einem Riegel geschlossen. Die Schreinerarbeiten bestehen aus ausgewähltem harzhaltigem Holz, das mit Leinölfarbe gestrichen wird, erstmals mit weißer Farbe in städtischer Umgebung. Sie können auch braun gestrichen werden, und verputzte Fassaden haben einen gebrochenen weißen Farbton. Zusätzlich zu dem oben genannten Fenstertyp werden auch Fenster mit Bogenform zu dekorativen Zwecken verwendet. Diese haben in der Regel Mittel- und/oder Querpfosten. An Villen treten auch kleine rhombenförmige Fenster hervor.